Reliant
Reliant ist ein ehemaliger britischer Automobilhersteller, der von 1935 bis 2001 tätig war.
Das Unternehmen wurde in Tamworth (Staffordshire) gegründet und produzierte mehr als 65 Jahre lang überwiegend Dreiradfahrzeuge.
Die Erfahrung in der Herstellung von Kunststoffkarosserien in Kompositbauweise ließ Reliant auch zu einem wichtigen Zulieferer verschiedener anderer Automobilhersteller werden.
2001 gab Reliant die Fahrzeugproduktion auf. An seinem Sitz in Cannock ist das Unternehmen seither als Importeur tätig.
1921 wurde im Steuerrecht des Vereinigten Königreichs eine Sonderstellung für motorisierte Dreiradfahrzeuge geschaffen. Bei einem Leergewicht unter 8 cwt (cwt = Britischer Zentner, ca. 50,8 kg) betrug die jährliche Abgabe pauschal vier Pfund, unabhängig von Hubraum und Leistung. Während Fahrzeuge zur Personenbeförderung zunächst keinen großen Zuspruch fanden, gab es einen Markt für Kurier- und Lieferfahrzeuge, für den Modelle wie das „Ivy Karryall“ gedacht waren. Es bestand aus Vordergabel und Antriebseinheit eines Motorrads, die mit einem geschlossenen Kabinenaufbau verbunden waren. Der Fahrer saß aufrecht zwischen Vordergabel und Kabine, zwar überdacht, aber kaum geschützt.
Ab 1962 fertigte man in Kooperation mit der Autocars Company Ltd. aus Haifa einen Sportzweisitzer namens Sabre (in Israel als Sabra Sport vertrieben) mit einer Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff und einem 1,7-Liter-Motor, der aus dem damaligen Ford Consul stammte. Von 1964 bis 1970 wurde das sportliche Coupé Scimitar GT (sprich: Simiter; dt. Krummschwert) hergestellt, ab 1968 bot man den zu den sogenannten Shooting Brakes zählenden Scimitar GTE mit einem Ford-V6-Triebwerk (3 l) an. Von ihm wurden bis 1986 mindestens fünf verschiedene Versionen und insgesamt rund 14.000 Exemplare gebaut. Im Jahre 1970 wurde der konkurrierende Dreiradhersteller Bond Cars übernommen. Aus dessen Palette wurde der moderne Bond Bug in das eigene Programm übernommen. 1975 nahm man die Produktion eines vierrädrigen Kleinwagens auf, der den Namen Kitten (dt. Kätzchen, Katzenjunges) trug.
Wegen der im Vergleich zur Karosseriefertigung aus tiefgezogenem Stahlblech erheblich geringeren Investitionskosten für die Produktion von Kunststoffkarosserien war Reliant als Pionier dieser Bauweise zeitweise ein gefragter Partner für Länder, in denen eine Automobilindustrie aufgebaut werden sollte. Für die Türkei entwarf und fertigte man mit dem Anadol ein eigenständiges Fahrzeug. In Indien wurde in den 1980er Jahren der Kitten als Sipani Dolphin in geringen Stückzahlen in Lizenz produziert.
In England fertigte man bis in die späten 1980er Jahre in enger Zusammenarbeit mit Ford Sportcoupés und Cabriolets in Kompositbauweise auf der Basis der Serienfahrzeuge. Im Jahr 2001 wurden der Firmensitz nach Cannock verlegt und die Automobilproduktion aufgegeben. Seither konzentriert sich Reliant auf den Import spezieller Fahrzeuge.
Einige Modelle der Firma haben in Filmen, Fernsehserien und Büchern Bekanntheit erlangt, etwa der hellblaue Reliant Regal Supervan III, der als Running Gag in mehreren Folgen von Rowan Atkinsons Mr. Bean auftritt und dabei regelmäßig von Mr. Beans Mini „aus der Bahn“ geworfen wird.
Außerdem treten ein Reliant Regal Supervan II in the Trotters und ein Supervan III in Alan Bennetts Buch The Lady in the van auf. Des Weiteren wurde ein Reliant Robin im Rahmen einer Top-Gear-Folge auf eine selbstgebaute Rakete montiert und in den Himmel geschossen, das so entstandene "Shuttle" trennte sich aber nicht von der Trägerrakete und wurde mitsamt dieser in den Boden gerammt und bei der Explosion völlig zerstört.