Motorkennbuchstaben
Motorkennbuchstaben (MKB) sind ein Kennzeichnungsschema, das die Volkswagen AG Mitte der 1960er Jahre entwickelte, um die verschiedenen Typen von Motoren eindeutig voneinander zu unterscheiden.
Der Motorkennbuchstabe wird der fortlaufenden Motornummer vorangestellt. Beide werden zusammen in den Motorblock eingestanzt. Damit ist eine eindeutige Identifikation für die Ersatzteilbeschaffung – oder Austauschzwecke vorhanden.
Das Vorläufersystem war die Identifikation der Fahrzeuge und der Motoren per fortlaufender Fahrgestellnummer. Über Jahre wurde anfangs versucht, zur Fahrgestellnummer zugehörig auch die Motornummer gleich zu halten – eine Vorgehensweise, die mit Austauschmotoren immer schwieriger durchzuhalten war.
In den frühen Jahren von VW wurden Fahrzeuge mit nicht zueinander gehörenden Fahrgestell- und Motornummern mit Argwohn betrachtet und waren am Markt der Gebrauchtfahrzeuge nur mit Abschlag zu handeln. In den 1960er Jahren mussten in Deutschland Motorennummern noch in die Fahrzeugpapiere eingetragen sein (auf anderen Märkten bis heute); ein Motorwechsel erforderte eine Vorfahrt beim TÜV, um die neue Maschine eintragen zu lassen. Wer das nicht tat, hatte in Polizeikontrollen mit Schwierigkeiten zu rechnen und wurde oft zu einer Vorführung des Fahrzeugs bei einem Sachverständigen amtlich eingeladen.
Die Motorennummern von VW-Käfern finden sich in den Guss des Motorgehäuses eingeschlagen, unmittelbar unter dem Fuß der Lichtmaschine. Im Fall von Austausch-Motoren wurde im VW-Werk Kassel-Baunatal die ursprüngliche Motornummer defekt dort eingelieferter Motoren zunächst weggefräst und dann die vorherige Nummer des Fahrzeugs, den dieser dann reparierte Austausch-Motor ersetzen sollte, an gleicher Stelle in die Fräsfläche eingeschlagen, mitsamt zwei VW-Schlagstempelzeichen vor und hinter der Nummer als Ausweis der Authentizität.
Auch andere Fahrzeughersteller nutzen Kennzeichnungssysteme für Motoren.
Ford z. B. hat ein kombiniertes System von Buchstaben und Ziffern zur Identifikation der Typen.
Mercedes-Benz-Motoren haben eine Kennung, die mit einem vorangestellten „M“ (für „Motor“, Otto-Motoren) oder „OM“ („Oel-Motor“, Dieselmotoren) und einer dreistelligen Zahl das Hauptbaumuster kennzeichnen, und mit einem Punkt getrennt mit der zweiten Gruppe von drei Ziffern das Detailmuster identifizieren. Z. B. hat einer der erfolgreichsten Motoren der Mercedes-Geschichte die Kennung „OM 615.010“ als Zweiliter-Dieselmotor mit 55 PS, über Jahrzehnte in den kleinsten Dieseln anzutreffen.
Opel bezeichnet beispielsweise 1,6-Liter-Motoren des Modells Astra mit Kombinationen wie X16SZ oder C16NZ, in denen die mittleren Ziffern die Hubraumgröße anzeigen. Das ist auch in anderen Baureihen bei Opel der Fall; vereinzelt stehen Ziffern vorn. Jedoch ist es nicht einheitlich: das Kürzel „4JGT“ beispielsweise bezeichnet den Motor des Opel Monterey 3,1-Liter-Turbodiesels, ohne dass darin irgendwelche „sprechenden“ Teile erkannt werden könnten.
BMW benennt seine Motoren ebenfalls nach Baureihen; ein Motor M43B16 ist z. B. der Antrieb für den BMW 316i; er basiert auf dem Grundmotor nach Muster M43 und ist mit der „16“ als Motor mit 1,6 Liter Hubraum erkennbar. Das "B" steht für "Benzin", ein "D" für "Diesel". Motoren der neuen Generation werden durch ein "N" anstelle des "M" gekennzeichnet. Motoren der M GmbH sind mit einem "S" gekennzeichnet. Seit 2013 setzt BMW bei den Drei-, Vier- und Sechszylindermotoren auf ein Baukastenprinzip – sowohl bei Diesel- als auch Benzinmotoren. Die Motorenbezeichnung dieser Baureihen beginnt mit dem Buchstaben "B" für Baukasten.
Porsche benennt die Motoren nach den Fahrzeug-Baumustern. Ein Motortyp „930.20“ ist beispielsweise der Antrieb des Porsche 911 3.2 SC (Baumuster 930) bis Mitte 1989. Das „.20“ ist im Wesentlichen eine fortlaufende Nummerierung innerhalb einer Fahrzeugserie, ohne Hubraum- oder Leistungskennung.
Volvo hat sehr lange einen sehr einfachen Motorencode verwendet, der Anfang der 1980er und erneut Anfang der 1990er Jahre weiter verfeinert wurde. So bestanden die alten Kennzeichnungen aus 4 Zeichen (mit Ausnahme der Turbos). Das Erste kennzeichnete den Motor als Benzin (B) oder Diesel (D). Die nächsten beiden Zahlen zeigten den Hubraum in Dezilitern an (z. B. 19, 20, 21, 23 & 28) und der letzte Buchstabe kennzeichnete die Version (z. B. E = Einspritzer, F = Einspritzer mit Kat usw.).
Mit einer neuen Motorvariante wurden die Kodierungen in den 1980er Jahren auf 5 Stellen erweitert (mit Ausnahme der Turbos): B/D + Hubraum in Dezilitern + 0 oder 4 (Ventilzahl) + Buchstabe (Version). Beispiele: B230F, B230FT, B234F, B204FT. Ausnahmen waren die Regel – bei vielen zugekauften Motoren wurden vereinfachte Bezeichnungen verwendet: z. B. der D24TIC (VW-Maschine aus dem LT, Diesel, 2,4-l-Turbo-Intercooler) oder der B20F im 400er Volvo.
Als Anfang der 1990er Jahre die sogenannten „Whiteblocks“ aufkamen (4-, 5- und 6-Zylinder-Motoren in Modularbauweise), wurde auch die Zylinderzahl mit eingefügt, um die Motoren besser auseinanderhalten zu können. So sind die Kodierungen sehr weit vorangeschritten. Der erste Motor mit der neuen Bezeichnung war der 3,0-l-Reihen-Sechszylinder im 960er Volvo. Dieser trug die Bezeichnung B6304F (Benzin, 6 Zylinder, 3,0 l Hubraum, 4-Ventil, Einspritzer mit Kat). Fortan wurde auch die Zahl der Ventile pro Zylinder (egal ob 2- oder 4-Ventiler) mit in die Bezeichnung eingeführt. Weiter führte man die Version (da alle Motoren einen Kat haben) des Motors ein. Dieses wurde durch eine Zahl am Ende gekennzeichnet. Ein paar Beispiele: B4204S3 (Benzin, 4 Zylinder, 2,0 l Hubraum, 4 Ventile pro Zylinder, Saugmotor, 3. Serie), D5244T2 (Diesel, 5 Zylinder, 2,4 l Hubraum, 4 Ventile pro Zylinder, Turbomotor, 2. Serie), B6294T2 etc.