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Wartburg 312 (1965-1967)
Der Wartburg 312 war ein Pkw des Automobilwerks Eisenach, der von 1965 bis 1967 hergestellt wurde.
Der Wartburg war ein Zwischentyp beim Übergang zum neuen Baumuster Wartburg 353.
Als Oldtimer ist der Typ 312 beliebt, da er die klassische Karosserie des Wartburg 311 mit dem schraubengefederten, wartungsfreien Fahrwerk des Nachfolgertyps 353 verbindet.
Das Fahrwerk des Typs 311 basierte auf einer Vorkriegskonstruktion. Weder die harten Blattfedern noch die zahlreichen Schmiernippel und andere Pflegepunkte waren in den 1960er Jahren noch zeitgemäß. Auch die Rahmenbauweise war unüblich geworden. Der Übergang auf eine selbsttragende Karosserie war wegen der 1963 festgelegten Planvorgaben nicht möglich. Im Juni 1964 wurde dem Werk das hohe Gütezeichen S entzogen, weil es infolge verschlissener Werkzeuge zu Qualitätseinbußen gekommen war. Das ließ die Politik etwas beweglicher werden; die Neuentwicklung des Baumusters Typ 353 wurde bewilligt. Zügig wurden die genehmigten Entwicklungsarbeiten angegangen. Weil die laufende Fertigung schon bis dahin der Nachfrage an Fahrzeugen nicht ansatzweise hinterherkam, wurde die Produktion bei der Typumstellung nicht gestoppt. Der fließende Übergang der Fertigung erzwang es jedoch, den neuen Typ 353 schrittweise zu verwirklichen. Daher entstand zunächst der „Zwischentyp“ 312. Die Fachpresse reagierte irritiert über das unveränderte Äußere und äußerte sich besorgt, dass die neue Karosserie erst Jahre später oder inkonsequent käme, so wie es schon beim Trabant geschehen war. 1966 erschien dann aber noch die weitgehend neue Karosserie des Wartburg 353 für die Limousine; der Kombi (2-türig) aus dem VEB Karosseriewerke Halle und die Camping-Limousine (4-türiger Kombi) aus dem VEB Karosseriewerk Dresden blieben noch bis 1967 im Programm.
Nicht nur die langen Wartezeiten auf Neuwagen, sondern auch die reparaturfreundliche Rahmenbauweise führten dazu, dass Wartburg 311 und 312 selbst 1989 noch zahlenmäßig stark im Straßenbild der DDR vertreten waren. Nach der Wende wurden die meisten Fahrzeuge jedoch rasch stillgelegt oder verschrottet.
Für Irritationen sorgt mitunter die Bezeichnung 312 für die bereits 1962 eingeführten 992-cm³-Motoren. Fahrzeuge mit diesem Motor, aber noch altem Fahrwerk, wurden jedoch nicht als Wartburg 312, sondern als Wartburg 311/1000 bezeichnet.
Rein äußerlich unterscheidet sich der 312er kaum vom Vorläufer 311, unter anderem durch die 13-Zoll-Räder. Die Radausschnitte der Karosserie wurden an die kleineren Räder nicht angepasst. 1966 wurde ein Teil der Fahrzeuge kurzzeitig mit veränderter Frontmaske hergestellt, laut Fachpresse betraf das die Exportfahrzeuge.
Trotz der beibehaltenen relativ schweren Rahmenbauweise hatte der Typ 312 ein Fahrwerk, das auch verglichen mit damaligen westlichen Pkw als fortschrittlich zu bezeichnen ist: Die noch aus DKW-Zeiten stammende Schwebeachse wurde aufgegeben. Stattdessen gab es nun Einzelradaufhängung und Schraubenfedern mit innenliegenden Teleskopstoßdämpfern, vorn an Doppelquerlenkern, hinten an schräg angestellten Schwingen („Schräglenkerachse“) mit Querstabilisator und neue Tripode-Doppelgelenkwellen. Silentbuchsen, doppelgeschmierte Kugelgelenke an den Querlenkern und die neue Schubstangen-Zahnstangenlenkung ermöglichten die angestrebte Wartungsfreiheit des Fahrwerks über 50.000 km. Die wesentlich vergrößerten Federwege verbesserten den Komfort erheblich, jedoch ergab sich daraus trotz Drehstab-Stabilisator eine größere Seitenneigung bei Kurvenfahrt als bisher. Neu waren ferner der Zylinderkopf sowie das hermetisch abgeschlossene, plombierte Kühlsystem. Die Innenraumgestaltung wurde im Detail geändert.
Wegen der Schwierigkeiten bei der Entwicklung eines Rotationskolbenmotors musste weiterhin auf den Zweitaktmotor zurückgegriffen werden. Um die lästige Abgasfahne zu vermeiden, wurden ein neuer Vergaser sowie eine automatische Frischöldosierung entwickelt. Beides kam jedoch nicht zum Einsatz. Immerhin konnte eine zuverlässigere Zündanlage mit eigengelagertem Unterbrechernocken realisiert werden wie auch eine neue dreiteilige Auspuffanlage. Diese verringerte zwar das Auspuffgeräusch, bewirkte aber auch, dass das maximale Drehmoment erst bei 3000 statt bisher 2250/min anlag. Die Lenkung einschließlich Lenkrad wurde neu konstruiert.
Der Kühler verblieb hinter dem Motor auf dem Rahmen, wo er Frischluft durch ein kräftiges Gebläse erhielt, das den typischen Klang eines Wartburgs prägte. Diese Bauweise wurde erst 1985 geändert.
Im Jahr 1973 wurde für alle Wartburg 312 rückwirkend die Betankung mit Gemisch 1:50 freigegeben.
Die Vielfalt produzierter Karosserien wurde wie beim Typ 311 weitgehend beibehalten. Allerdings veränderten sich die Anteile an der Gesamtfertigung erheblich. Dominierte bisher die Standardlimousine, wurde der Anteil von Luxuslimousine und Camping nun erheblich größer. Außerdem im Programm waren Kombi, Pick-up, Limousine mit Stahlschiebedach und das 312-300 Hardtopcoupé (HT). Insgesamt wurden vom Baumuster 312 35.868 Fahrzeuge hergestellt. Der Neupreis der Standard-Limousine betrug 1965 15.970 MDN/4860 DM.