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Puch-Werke
Die Puch-Werke, gegründet 1899 von Johann Puch, waren ein österreichisches Unternehmen, das Fahrräder, Motorfahrräder, Verbrennungsmotoren, Motorräder und Automobile produzierte.
Nach mehreren Anläufen erhielt Johann Puch am 25. September 1889 die Betriebserlaubnis für eine Fahrrad-Werkstatt auf dem Gelände seiner Schwiegereltern.
Im selben Jahr wurde das erste Puch-Fahrrad, ein Sicherheitsniederrad, unter dem Markennamen Styria ausgeliefert. Der Markenname (lat.) Styria steht für das Bundesland Steiermark, in dessen Landeshauptstadt Puch seinen Betrieb aufbaute. Schon Mitte 1890 erwies sich die Werkstatt als zu klein, und Puch zog mit finanzieller Unterstützung eines Partners in ein größeres Gebäude um. 1891 wurde die Handelsgesellschaft „Johann Puch & Comp.“ eingetragen und beschäftigte 34 Arbeiter. Den Durchbruch für das weitere Wachstum des Unternehmens und für das Styria-Rad brachte der dritte Platz des Rennfahrers Franz Gerger bei der Distanzradfahrt Wien–Berlin 1893; Puch hatte auch den Sieger des ersten Rennens Paris–Roubaix, Josef Fischer, sowie den mehrfachen Hochradmeister und Wien-Berlin-Teilnehmer Bruno Büchner unter Vertrag. Styria-Räder wurden bis nach England und Frankreich exportiert.
Am 27. September 1899 ließ Puch die Johann Puch – Erste steiermärkische Fahrrad-Fabriks-Actien Gesellschaft in Graz in das Handelsregister eintragen. Die Erwerbung der Puch-Fahrradwerke war eines der ersten Geschäfte dieser Aktiengesellschaft. Es wurden neben Fahrrädern ab 1903 auch Motorräder und ab 1906 Automobile in Serienfertigung hergestellt. Die Entwicklung der Automobile wurde ein besonderes Anliegen von Puch. 1903 wurde zusätzlich eine Werksvertretung für Mannesmann-MULAG-Lastkraftwagen übernommen und ab 1906 die österreichische Generalvertretung für Dixi-Automobile aus Eisenach. Bis zum Juli 1912 leitete Puch das Unternehmen als Generaldirektor. Danach zog er sich wegen neuerlicher Gesundheitsprobleme am Herzen von der Betriebsleitung zurück und widmete sich seinen Hobbys und Rennpferden.
Im Frühjahr 1914 übernahm Puch eine Position im Verwaltungsrat des 1914 in die Puch-Werke Aktiengesellschaft umgewandelten Unternehmens. Das Unternehmen beschäftigte inzwischen 1400 Arbeiter im Grazer Betrieb und hatte ein umfangreiches Programm von „Fahr- und Motorrädern, Sport- und Luxusautos, Last- und Lieferwagen, Omnibussen, Feldbahnmotoren und tragbaren Scheinwerferaggregaten“. Am 19. Juli 1914 starb Puch an einem Herzschlag in Zagreb. Nur zehn Tage später, am 28. Juli 1914 erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Im folgenden Verlauf des Ersten Weltkrieges war das Unternehmen wichtiger Lieferant des k.u.k. Heeres.
Nach Puchs Tod nach dem Besuch eines Pferderennens in Agram am 19. Juli 1914 konnte sich die Firma noch einige Zeit behaupten, ehe sie 1928 mit der Österreichischen Daimler-Motoren AG fusionierte. Aber auch die daraus entstehenden Austro-Daimler-Puchwerke AG hielten sich nur bis 1934. Die Aktienmehrheit des Unternehmens befand sich seit März 1922 im Besitz der Anglo-Austrian Bank.
Eine neuerliche Fusion mit der Steyr-Werke AG führte zur Steyr-Daimler-Puch AG, die neben Fahrzeugen aller Art (Pkw, Lkw, Omnibusse, Geländefahrzeuge, Traktoren, Motorräder, Fahrräder) auch Werkzeuge und Waffen herstellte. In den 1990er Jahren wurden verschiedene Produktionsbereiche stillgelegt oder abgegeben, zum Beispiel:
- Motorräder, Fahrräder: 1987 an die italienische Piaggio-Gruppe verkauft
- Wälzlager: an den schwedischen Konzern SKF verkauft
- Omnibusse: an die schwedische Volvo Group verkauft
- Traktoren: an die US-amerikanischen Case Corporation verkauft
- Gewehre: ausgegliedert in die Steyr-Mannlicher
Der Rest des Konzerns wurde 1998 von der Magna Holding AG übernommen und beschäftigt sich nach Umstrukturierungen mit Antriebstechnik, vor allem mit Allradantrieben. Ein Förderungspreis von Magna für Diplomarbeiten wurde im Gedenken an Johann Puch benannt.
Wie alle Betriebe dieser Art wurde das Puchwerk im Zweiten Weltkrieg auch für die Rüstungsproduktion herangezogen, dazu reichten die Kapazitäten jedoch bald nicht mehr aus. Deshalb wurde gut 3 km südöstlich vom Einser-Werk in Thondorf bei Graz das sogenannte „Zweier-Werk“ gebaut. Steyr-Daimler-Puch war eines der Unternehmen, die während des Zweiten Weltkriegs von Zwangsarbeit profitierten. Die Arbeiter waren im Mauthausen-Gusen-Konzentrationslagersystem Konzentrationslager Mauthausen. Puch ließ 1943 im KZ Gusen eine unterirdische Fabrik bauen. Steyr-Daimler-Puch beschäftigte auch KZ-Häftlinge in den Außenlagern von Mauthausen in Peggau und Aflenz bei Leibnitz. Vom 17. August 1944 bis zum 2. April 1945 wurde auf einem enteigneten Grundstück des Klosters Kloster Vorau in der nordöstlichen Steiermark (Österreich) auch eine Außenstelle des KZ eingerichtet. Am Fuß der Peggauer Wand wurde ein Stollensystem zur unterirdischen Verlagerung von Teilen der Flugzeugteile- und Panzerfertigung des Werks Thondorf der Steyr-Daimler-Puch AG in Betrieb genommen. Im KZ Melk, einem Außenlager des KZ Mauthausen, arbeiteten vom 21. April 1944 bis zum 15. April 1945 Zwangsarbeiter für die Rüstungsproduktion der Steyr-Daimler-Puch AG. Sie mussten bei Roggendorf (Gemeinde Schollach) riesige Stollen in den Berg treiben, wo Kugellager hergestellt wurden. Die Häftlinge wurden auch zur Errichtung verschiedener Barackensiedlungen in der Umgebung und der „Luftwaffen-Siedlung“ in Loosdorf eingesetzt. Weitere Gefangene mussten ihren Dienst in einem großen Sägewerk in Amstetten verrichten, das Pölzholz für die unterirdischen Anlagen herstellte (siehe KZ Melk).
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Thondorf Fahrräder, Mopeds, Motorräder, Personenwagen und Geländewagen (Haflinger, Pinzgauer, Puch G) entwickelt und produziert. (Heute: Grazer Bezirk Liebenau, Stadtteil Graz-Thondorf, Liebenauer Hauptstraße 317.)
Das Werk prägte diesen Stadtteil; das 1953/1954 errichtete „Puch-Hochhaus“, mit 13 Stockwerken das erste Hochhaus von Graz, wurde zu einem Wahrzeichen und steht mittlerweile unter Denkmalschutz. In den drei ursprünglichen Hallen des Werks begann das Unternehmen Magna Steyr Luxusfahrzeuge für US-amerikanische und deutsche Konzerne zu produzieren.
1987 wurde nach beinahe 100 Jahren die Fahrradproduktion in Graz endgültig eingestellt. Die technische Kompetenz war bei Steyr-Puch immer größer als die kaufmännische, die Markenrechte wurden an den italienischen Hersteller Piaggio veräußert, der etwa bis zur Jahrtausendwende Fahrräder und Mopeds mit dem Markenlogo „Puch“ produzierte. Piaggio gab 1997 die Rechte für den Fahrradbereich (inkl. Bianchi) an den schwedischen Rad-Konzernriesen Cycleurope weiter.
2011 übernahm das Familienunternehmen J. Faber GmbH die Verantwortung für die Fahrradmarke Puch. Die neuen Puch-Räder wurden weiter von Cycleurope in Frankreich produziert. Ab März 2012 wurden neun neue Modelle, darunter fünf Elektroräder, unter dem Namen „Puch“ angeboten.
Im Verlauf der Firmengeschichte hat Puch unterschiedliche Waren und Dienstleistungen erzeugt, von denen die Fahr- und Krafträder zum meist bekannten Bereich zählen. Weniger bekannt sind die Kriegsproduktionen für Krankenwagen oder mobile Scheinwerfer. Zu den Nischenprodukten ohne nennenswerte Umsätze kann man die Flugmotoren, die Schreibmaschinen oder gar die zeitweilig in Graz und Budapest betriebenen Radfahrschulen nennen.
Wer heute auf der Autobahn bei Graz dem Wegweiser „Graz–Puchwerk“ folgt, kommt am Osttor des Werks von Magna Steyr an. Die Tochtergesellschaft von Magna International hat Betriebsstätten auf dem Gelände der Steyr Daimler Puch, aber auch an anderen Orten der Steiermark, zum Beispiel in Albersdorf, wo heute die „S-Tec“ weiter Kunden mit Allradfahrzeugen betreut, hauptsächlich Pinzgauer und Puch G. Zuvor war dieser Betrieb in Graz ansässig, in der „Halle P“, die heute das Johann-Puch-Museum Graz beherbergt.
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