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Micro Mobility Systems
Die Micro Mobility Systems AG ist ein 1996 gegründetes Schweizer Unternehmen, das Tretroller und Kickboards entwirft und als Grosshändler vertreibt.
Das Unternehmen hat seinen Sitz in Küsnacht.
Die Produktion ist komplett nach Fernost ausgelagert. Die Roller und Kickboards weisen typischerweise einen Klappmechanismus und harte Skate-Rollen auf und sind aus Aluminium gefertigt.
Micro Mobility Systems wurde von Wim Ouboter gegründet, einem 1960 in der Schweiz geborenen Bankangestellten mit niederländischen Wurzeln. Das bereits 1974 von der Familie Ouboter gegründete Unternehmen firmierte ursprünglich als Ouboter Invest SA und hatte bis zu seiner Umbenennung 1998 auch einen anderen statutarischen Zweck.
Als Gründungsgeschichte kolportiert Ouboter, dass ihm 1997 der Weg zu seiner Lieblings-Imbissbude am Zürcher Bellevue zu weit war, um ihn zu Fuss zurückzulegen, aber nicht weit genug entfernt, um das Fahrrad oder gar das Auto aus der Garage zu holen. Aus dieser „Not“ heraus entwickelte er einen Klapproller, der ihm den Weg erleichterte, und am Ziel leicht zu verstauen war. Eine andere frühe Inspiration soll seine Kindheit gewesen sein, da seine Schwester ein verkürztes Bein habe, und deshalb statt mit Fahrrädern stets mit Rollern unterwegs war. Der Roller wurde in Europa unter dem Markennamen micro vertrieben, in den USA früher auch als Razor.
Das Unternehmen war im Jahr 2000 zentral an einem Hype für diese Art von Rollern beteiligt, der schon im Folgejahr zeitgleich mit dem Platzen der Dotcom-Blase in sich zusammenfiel. Für Micro Mobility Systems wurde der plötzliche Rückgang der Nachfrage noch durch das massenhafte Auftreten von Nachahmerprodukten und Unfälle verschärft. Micro Mobility Systems wurde zum betriebswirtschaftliches Lehrbuchbeispiel für die Probleme, die kleine und mittlere Unternehmen mit stark fluktuierender Nachfrage bei ausgelagerter Produktion und ungenügendem Marken- und Patentschutz haben. Die leichten Tretroller und Kickboards, wie sie auch von Micro Mobility Systems angeboten wurden, standen für den Zeitgeist der „New Economy“, und gerieten bei Erwachsenen mit dem Niedergang des New-Economy-Hypes ebenso schnell in Hintertreffen. 2003 veröffentlichte Heike Bruch an der Universität St. Gallen eine Fallstudie über Micro Mobility Systems, die sie 2004 in einem Buch der Harvard Business Press verarbeitete. Mit stabilen finanziellen Strukturen und erfolgreicher Markenführung (Branding) konnte sich der Umsatz jedoch nach 2002 stark erholen. Der weltweite Absatz von Micro Mobility Systems Produkten wurde somit auch längerfristig bestätigt oder ausgebaut.
Das Unternehmen betreibt die Produktentwicklung selbst und hält zahlreiche Patente. Zum Sortiment gehören neben unterschiedlichen Varianten des micro-Scooter auch Kickboards, Laufräder und Accessoires. In Zusammenarbeit mit Samsonite wurde ein Gepäckstück entwickelt, das im Flugzeug mit ins Handgepäck darf und bei Bedarf mit zwei Handgriffen zum Scooter wird. Zu den Kunden gehört auch die Schweizer Armee, für die Micro Mobility Systems kleine Transportwägelchen entwickelt hat, mit denen Soldaten das 45 kg schwere Gepäckset auf der Fahrt vom und zum Dienst leichter bewegen können.