Maserati Quattroporte (1974-1978)
Der Maserati Quattroporte II (intern: Tipo AM 123) ist ein viertüriger Sportwagen des italienischen Automobilherstellers Maserati, der im Herbst 1974 vorgestellt wurde.
Der Quattroporte II wurde unter der Leitung von Citroën entwickelt und war technisch so eng wie kein anderer Maserati mit zeitgenössischen Citroën-Modellen verwandt.
Er war der einzige frontangetriebene Personenwagen in der Geschichte der italienischen Marke. Das Projekt kam nicht über das Prototypenstadium hinaus. Es endete, als Alejandro de Tomaso im Jahr 1975 Maserati von Citroën übernahm. An die Stelle des Quattroporte II trat wenig später der auf De-Tomaso-Technik beruhende Quattroporte III.
Maserati bot mit dem 1963 vorgestellten Quattroporte I erfolgreich einen sportlichen Luxuswagen an, 1970 endete dessen Produktion, da der von Pietro Frua gestaltete Wagen äußerlich und technisch veraltet war. Frua entwarf daher 1971 den Maserati Quattroporte (Tipo AM121), der technisch auf dem Maserati Indy beruhte. Obwohl das Auto anlässlich mehrerer Ausstellungen positive Presseberichte erhielt, entschied sich Maseratis Eigentümer, der französische Automobilhersteller Citroën, gegen eine Serienfertigung. Frua verkaufte das Ausstellungsstück 1972 nach Spanien, möglicherweise an den späteren spanischen König Juan Carlos I. Ein zweites Exemplar wurde 1974 für Karim Aga Khan IV. hergestellt, beide Fahrzeuge existieren noch. Es gibt Gerüchte über einen dritten Frua-Quattroporte, der in den 1980er-Jahren ebenfalls in Spanien gestanden haben soll.
Statt des Frua-Entwurfs entschied sich Citroën für die Entwicklung eines eigenen Quattroporte, der in weit größerem Umfang als die bisherigen Maserati-Modelle auf Serientechnik des französischen Herstellers zurückgreifen sollte. Der Quattroporte II wurde so im Grunde zu einer verlängerten Stufenheckversion des Citroën SM, mit dem er die wesentlichen Technikkomponenten teilte.
Für den Quattroporte II übernahm Maserati vom Citroën SM die gesamte Antriebstechnik, das Fahrwerk mit gleich langen Doppelquerlenkern vorn und parallelen Schwingen hinten, hydropneumatischer Federung, die servounterstützte Lenkung und die Bremsanlage. Der Quattroporte II war damit wie der SM als frontgetriebenes Auto ausgelegt. Als Antrieb wurde der Sechszylindermotor verwendet, den Maserati für den SM entwickelt hatte. Er erschien hier in der vergrößerten, im SM ab 1973 lieferbaren 3,0-Liter-Version, die 140 kW (190 PS) abgab. Wenigstens ein Exemplar des Quattroporte II erhielt eine nochmals vergrößerte, im SM nicht lieferbare Version des Motors mit einem Hubraum von 3,2 Litern und einer Leistung von 147 kW (200 PS), nach anderen Quellen 162 kW (220 PS). Als Kraftübertragung diente ein manuell zu schaltendes Fünfganggetriebe von Citroën; ein Automatikgetriebe war als Alternative vorgesehen.
Die Karosserie des Quattroporte II wurde von Bertone entworfen, ausführender Designer war Marcello Gandini. Das Auto mit Stufenheckkarosserie hatte keine Ähnlichkeiten mit früheren Maserati-Modellen. Sie erinnerte vielmehr an die ebenfalls von Bertone gestaltete BMW 5er-Serie. Familienähnlichkeit bestand zum Citroën SM insoweit, als auch der Quattroporte II sechs Frontscheinwerfer hinter einer Glasabdeckung hatte, von denen die inneren beweglich waren und dem Lenkeinschlag folgten.
Am Heck waren die Rückleuchten des Lancia 2000 installiert, die von einer Kunststoffblende eingefasst und leicht verfremdet waren. Vorn und hinten trug der Quattroporte II wuchtige, schwarz lackierte Kunststoffstoßfänger.
Eigenständiges Gestaltungsmerkmal des Quattroporte II waren die weit in die Wagenseiten hineinreichenden Motor- und Kofferraumhauben, die bis zur seitlichen Lichtkante herunterragten. Sitze, Armaturenbrett, Türen und Dachhimmel waren mit Leder verkleidet. Das Armaturenbrett war mit Einlagen aus Pfefferbaumholz verziert.
Der Quattroporte II war zudem ein relativ schweres Fahrzeug, denn mit dem 3,0 Liter-Motor wog er – je nach Quelle – 1,6 oder 1,8 Tonnen.
Der Quattroporte II war – anders als sein direkter Vorgänger – kein herausragend sportliches Auto. Er war ähnlich schwer wie der Quattroporte I, hatte aber deutlich weniger Leistung. Die Höchstgeschwindigkeit der 3,0 Liter-Version lag bei 190 km/h; die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h wurde mit 10 Sekunden angegeben. Spätere Testfahrer bezeichnen diese Angaben als „optimistisch“.
Das Fahrverhalten wird als „weich“ und „unsportlich“ beschrieben. Die hydraulisch unterstützte Lenkung war sehr direkt und ließ nur wenig Widerstand spüren. Insgesamt wurde bemängelt, dass das Auto keine Lust darauf mache, schnell gefahren zu werden.
Es ist nicht bekannt, wie viele der 13 hergestellten Quattroporte II noch existieren. Ein Fahrzeug stand zu Beginn des 21. Jahrhunderts in Deutschland, ein weiteres in Großbritannien.
Auf dem europäischen Gebrauchtwagenmarkt ist der Quattroporte II nahezu nicht präsent. Ein Gebrauchtwagenmagazin nannte im Sommer 2011 einen Preis von 85.000 Euro für einen Quattroporte II in exzellentem Zustand. Im August 2011 wurde ein Exemplar des Quattroporte II in Großbritannien zu einem Preis von 125.000 Pfund zum Kauf angeboten.