Maserati A6G/54 (1954-1957)
Maserati A6G/54 war die werksinterne Bezeichnung für einen Straßensportwagen, den der italienische Automobilhersteller Maserati von 1954 bis 1957 produzierte.
Das Auto wurde ebenso wie sein Vorgänger (intern: A6G) offiziell als Maserati 2000 GT vermarktet.
In technischer Hinsicht war der A6G/54 die Straßenversion des Rennsportwagens A6GCS, mit dem eine enge Verwandtschaft bestand. Der A6G/54 war mit offenen und geschlossenen Karosserien von Allemano, Frua und Zagato erhältlich. Insgesamt entstanden etwa 60 Fahrzeuge. Die Historie der einzelnen Autos ist ungewöhnlich gut dokumentiert. Die Wagen gehören zu den exklusiven Klassikern, die auf Auktionen mittlerweile Preise in Millionenhöhe erreichen.
Das 1914 gegründete Unternehmen Maserati war bis zum Zweiten Weltkrieg vor allem im Automobilrennsport engagiert. Unter der Leitung von Alfieri Maserati entstanden in den 1920er- und 1930er-Jahren viele erfolgreiche Wettbewerbsfahrzeuge, die Maserati teilweise selbst bei Motorsportveranstaltungen an den Start brachte, daneben aber auch an private Kunden verkaufte. In einzelnen Fällen leitete Maserati seit den 1930er-Jahren von diesen Wettbewerbsmodellen auch straßentaugliche Sportwagen ab. Diese Autos waren individuelle Einzelstücke, die auf Kundenwunsch entstanden; eine Serienfertigung von Straßensportwagen gab es bis 1945 nicht. Erst ab 1947 verkaufte Maserati mit dem 1500 GT (intern: A6) den ersten nicht primär auf Wettbewerbe ausgerichteten Sportwagen. Der A6 hatte Karosserien von Pininfarina und wurde von einem 1,5 Liter großen Motor angetrieben. Bei der Konstruktion des Motors hatte Maserati im Interesse der Standfestigkeit und Wartungsfreundlichkeit von einigen Merkmalen Abstand genommen, die bei den eigenen Rennsportmotoren seit Jahren üblich waren. Das wirkte sich auf die Motorleistung aus, die lediglich 65 PS (48 kW) betrug. Die daraus resultierenden schwachen Fahrleistungen, die hinter dem Niveau der ersten Ferrari-Straßenfahrzeuge zurückblieben, standen einem Erfolg des A6 entgegen. Seine Höchstgeschwindigkeit lag je nach Aufbau und Getriebeübersetzung nur bei 146 bis 153 km/h. Bis 1950 verkaufte Maserati insgesamt 59 Exemplare des A6. Um weiter am Markt bestehen zu können, benötigte Maserati ein leistungsstärkeres Auto. Eine höhere Motorleistung sollte auch schwerere und luxuriösere Aufbauten ermöglichen, die den hohen Verkaufspreis des Maserati rechtfertigen konnten. Das Ergebnis dieser Überlegungen war der A6G, der auch als Maserati 2000 GT verkauft wurde. Er hatte einen größeren Motor mit einer um 30 Prozent höheren Leistung. Dennoch hatte dieses Modell noch weniger Erfolg als der ursprüngliche A6: Von 1950 bis 1953 entstanden lediglich 16 Exemplare des A6G. Der geringe Produktionsumfang erklärt sich, abgesehen von den schwachen Fahrleistungen, die nach wie vor hinter denen zeitgenössischer Ferrari weit zurückblieben, auch aus schweren Arbeitskämpfen zu Beginn der 1950er-Jahre, in deren Folge Maserati-Eigner Adolfo Orsi mehrere hundert Angestellte entließ und so zeitweise einen Stillstand der Produktion verursachte.
Mit dem A6G/54, der 1954 erschien, beseitigte Maserati einige der Schwächen des A6G. Insbesondere war sein Motor um 50 Prozent stärker als der des Vorgängers und mehr als doppelt so stark wie der des 1947 vorgestellten A6. Der A6G/54 machte Maserati im Segment der Straßensportwagen zu einem Konkurrenten für Ferrari.
1957 löste der Maserati 3500 GT den A6G/54 ab. Das neue Modell war ab Werk mit standardisierten Karosserien erhältlich. Mit ihm wurde Maserati zum Serienhersteller.
Der A6G/54 wurde von einem vorne längs eingebauten Sechszylinder-Reihenmotor mit 1986 cm³ Hubraum angetrieben. Der Motor basierte auf dem des Rennsportwagens A6GCS. Der Hubraum des A6G/54 und der des A6GCS waren gleich. Im Vergleich zum A6G bedeutete dies, dass sich das Verhältnis von Bohrung (76,5 mm) zu Hub (72,0 mm) verändert hatte: Nun war die Bohrung größer als der Hub; dadurch stieg die Drehfreudigkeit des Motors. Wie beim A6GCS hatte der Motor des A6G/54 zwei obenliegende Nockenwellen. Das war neu bei Maserati-Straßensportwagen: Die Vorgängermodelle A6 und A6G hatten noch jeweils eine obenliegende Nockenwelle. In Details war die Motorenkonstruktion des A6GCs allerdings für den Einsatz im Straßenbetrieb überarbeitet worden. Anders als bei der Rennsportversion wurden die Nockenwellen nicht über Zahnräder, sondern über eine Kette angetrieben. Anstelle der Trockensumpfschmierung des A6GCS hatte die Straßenversion eine Nasssumpfschmierung. In den ersten Jahren war der Motor mit einer Zündkerze pro Zylinder ausgestattet; ab 1956 gab es eine Doppelzündung. Die Motorleistung betrug in der anfänglichen Version 150 PS (110 kW) – 20 PS weniger als beim A6GCS –; mit Einführung der Doppelzündung stieg sie auf 160 PS (118 kW).
Das Chassis bestand aus einem Rohrrahmen, der aus Stahl gefertigt war. Die Vorderräder waren an doppelten Dreieckslenkern mit Schraubenfedern aufgehängt. Hinten hatte der Wagen eine Starrachse mit halbelliptischen Blattfedern. Vorn und hinten verwendete Maserati gleichermaßen Houdaille-Stoßdämpfer. An allen vier Rädern befanden sich hydraulisch betätigte Trommelbremsen.
Der A6G/54 war wiederum mit Karosserien unterschiedlicher Hersteller erhältlich. Die Aufbauten kamen von Allemano, Frua und Zagato. In Maseratis Verkaufsunterlagen wurden Fruas Spyder als Tipo A, Fruas Coupés als Tipo B, Allemanos Coupés als Tipo C und Zagatos Coupés als Tipo D bezeichnet.
Anders als bei den Vorgängern gab es keine Aufbauten von Pininfarina mehr. Pininfarina war eine besonders enge Beziehung zu Ferrari eingegangen, die es nicht mehr erlaubte, Karosserien für den Konkurrenten Maserati zu liefern. Zwar waren bis 1955 ungeachtet dessen noch einzelne Pininfarina-Aufbauten für den Rennsportwagen A6GCS geliefert worden; dies waren allerdings formal keine Werksaufträge. Die Aufbauten hatte jeweils der Maserati-Händler Mimmo Dei in Auftrag gegeben. Im Falle des A6G/54 ließ sich dieser Umweg nicht mehr realisieren.