Kleinwagen

Die Bezeichnung Kleinwagen steht im 21. Jahrhundert für ein europäisches Fahrzeugsegment einer Pkw-Fahrzeugklasse oberhalb der Kleinstwagen und unterhalb der Kompaktklasse.

In den Fahrzeugsegmenten der Europäischen Kommission bilden Kleinwagen das B-Segment. Typische Vertreter sind der VW Polo, der Opel Corsa, der Škoda Fabia und der Ford Fiesta.

In den 1950er- und 1960er-Jahren stand der Begriff nicht nur für Pkw dieser Größe, sondern teilweise auch für deutlich kleinere Rollermobile und Mini-Pkw.

In den ersten Jahren nach dem Krieg waren die meisten Personenkraftwagen für den größten Teil der Bevölkerung zu teuer. Deshalb versuchten in den 1950er-Jahren zahlreiche Hersteller mit verschiedenen kleinen Fahrzeugtypen, den Bedarf an massentauglichen, erschwinglichen Pkw abzudecken. Zu den ersten Kleinwagen zählen der Gutbrod Superior 600 und der Citroën 2CV, jeweils ab 1949 produziert. Typische Vertreter waren später die Lloyds, der NSU Prinz, das Goggomobil sowie die BMW-Modelle 600 und 700. In der DDR erachtete man diese Kleinwagen-Baumuster ebenso wie die Rollermobile als unzweckmäßig und beschleunigte daher die Entwicklung eines familientauglichen Pkw zur Massenmotorisierung, wobei man sich am Lloyd Alexander orientierte. Heraus kam dabei der ab 1958 produzierte Trabant, der ähnlich wie der Citroën 2CV konzeptionell fortschrittliche Merkmale in dieser Klasse aufwies – quer eingebauter Frontmotor, Frontantrieb sowie einer Fahrgastzelle, die vier erwachsenen Personen und Gepäck (Kofferraum: 415 l) Platz bot. Charakteristisch für Kleinwagen der späten 1950er-Jahre war ein Zwei- oder Viertaktmotor mit einem Hubraum von 500 bis 850 cm³ und einer Motorleistung zwischen 10 und 30 PS. Eine Sonderstellung nahm der VW Käfer ein. Er lässt sich wegen des großen Hubraums zwar als Wagen der Unteren Mittelklasse einordnen, Preis, Platzangebot und die Leistung lagen jedoch fast auf Kleinwagen-Niveau. Einen Meilenstein setzte in Europa 1959 der Mini mit seiner neuartigen Karosserieformgebung – ein Steilheck (Vollheck), das kürzer war als bei Stufenheck-Limousinen. Der Preis des Mini war relativ hoch, er war deutlich teurer als ein VW Käfer. Ähnliche Fahrzeuge entstanden wie der Suzuki Suzulight TL, später Honda N600 und Autobianchi A112. Der erste fünftürige Kleinwagen war 1961 der Renault 4. Mit den Baumustern der 1960er-Jahre wurden Kleinwagen mit Frontantrieb und Kompaktbauweise zu familientauglichen Pkw qualifiziert. In der Bundesrepublik Deutschland hielt VW bis 1974 am Käfer fest. In der DDR wurde fortschrittlichen Kleinwagen-Prototypen wie dem Trabant 603 trotz Viertaktmotor und Kompakt-Karosserie die Serieneinführung politisch verwehrt. In Frankreich, Großbritannien und Italien setzte sich diese Bauweise schneller durch als in Deutschland, wo ab Mitte der 1970er Jahre Audi 50, VW Polo, Ford Fiesta und später der Opel Corsa die Trendwende brachten.

 

 

Fahrzeuge mit Schrägheck waren bis in die 1970er-Jahre selten. Aus praktischen Erwägungen setzte sich diese unter anderem am Austin Mini verwirklichte Bauform für Fahrzeuge im unteren Segment dann weitgehend durch. Varianten mit Stufenheck spielen auf dem deutschen Markt keine Rolle mehr, dennoch existieren von zahlreichen Kleinwagenmodellen solche Ableger, die oft unter einem eigenständigen Modellnamen angeboten werden oder wurden (Polo/VW Derby). Kleinwagen werden in den südlichen Ländern zu einem höheren Anteil als Familienauto genutzt und benötigen in dieser Funktion einen großen Kofferraum und möglichst vier Türen, was die größere Verbreitung der Stufenheckvarianten erklärt. Diese verlängerte Bauform wird von Herstellern auch als Plattform für Kleinwagenkombis genutzt. Kombis sind jedoch deutlich weniger verbreitet als in der Kompaktklasse. Einige Kleinwagen waren Basis für Kastenwagen.

Nahezu alle heutigen Kleinwagen haben Frontantrieb und einen quer eingebauten Motor – diese Bauform wurde erstmals am DKW F 1 im Jahr 1931 verwirklicht. Es zog sich bis in die 1970er hin, ehe sich dieses vorteilhafte Konzept bei den Kleinwagen endgültig durchsetzte. Der Zweitaktmotor des wegweisenden DKW wurde hingegen Anfang der 1960er vom Viertaktmotor verdrängt. (Nur der Trabant hatte, bedingt durch die fehlende Unterstützung der DDR-Regierung für eine Modernisierung der Autoproduktion, bis 1990 einen Zweitaktmotor.) Das Leistungsvermögen der Motoren steigerte sich immer weiter. Waren in den 1950ern noch 7 bis 25 kW Leistung üblich, sind gegenwärtig kaum noch Kleinwagen mit weniger als 40 kW erhältlich. Ein Teil der Leistungszunahme wurde jedoch durch das immer größer gewordene Leergewicht kompensiert.

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